Vor 70 Jahren: am 18. April 1947 schien das Schicksal Helgolands besiegelt

Von Erich-Nummel Krüss

„Let´s blow this bloody place up“ forderten die Briten. Nachdem die Insel drei Wochen vor Ende des Zweiten Weltkrieges durch ein zweistündiges Flächenbombardement völlig zerstört wurde, brachte man zwei Jahre später monatelang Unmengen an Kampfmitteln herüber und stopfte sie in die Bunkerstollen. Schließlich wurden sie hochgejagt: Es war die größte nicht atomare Sprengung der Militärgeschichte, genannt „Big Bang“. Anscheinend sollte den Deutschen durch diese Maßnahme eine Lektion erteilt werden. Nur, nicht das geschlagene „Dritte Reich“, sondern die Helgoländer Bevölkerung wurde damit hart getroffen und unberechtigt bestraft.

Helgoländer Bevölkerung wurde hart getroffen

Darunter viele Insulaner, die noch zum Teil vor 1890 als Engländer geboren wurden. Sie büßten für diese „Festung Helgoland“. Dessen Bau von Kaiser Wilhelm II. begonnen und von den Nationalsozialisten vollendet wurde. Beide Male wurden ergiebige Hummerfanggebiete zerstört, zweimal mussten die Insulaner ihre Heimat verlassen. Ob unter dänischer, britischer oder deutscher Herrschaft, nie ist jemals ein Helgoländer gefragt worden, ob er damit einverstanden ist, was mit seiner Insel passiert.

Offiziell wird behauptet, die Briten wollten nur die militärischen Anlagen zerstören. Aber der anfangs zitierte Satz widerspricht dieser Feststellung. Wie erklärt sich dann die Vernichtung der Zivilbunker hinter und unter dem Felseneck erst im Oktober 1947, in denen wir die schweren Bombenangriffe überlebt hatten? Auch anschließende fünf Jahre Bombenziel der Royal Air Force bis 1952 tragen nicht dazu bei, diesem Statement Glauben zu schenken. Auch völkerrechtlich kann das Vorgehen als fragwürdig gesehen werden.

Es stellt sich die Frage, warum?

Helgoland war im April 1945 einem fast zweistündigen Flächenbombardement ausgesetzt. Beim Wiederaufbau wurde deshalb das Bebauungsgebiet der Ortschaft bis zu vier Metern Tiefe auf Blindgänger abgesucht und sehr viele gefunden. Für alle weiteren Gebiete, die bebaut werden sollen, verlangt der Staat – auch heute noch – eine Tiefenräumung. So musste das Areal auf dem Südhafen von der Gemeinde Helgoland vor fünf Jahren für Bauten der Windkraftanlagenbetreiber geräumt werden. Unter 1’300 geräumten alten Kampfmitteln befanden sich 10 Blindgänger, Kosten rund 10 Millionen Euro. Kostenträger war die Gemeinde Helgoland. Es stellt sich die Frage, warum müssen die Helgoländer für Kriegsfolgekosten aufkommen, die

  1. durch den Ausbau zur Festung,
  2. durch eine Sprengung zwei Jahre nach Kriegsende und
  3. durch fünf Jahre bis 1952 als Bombenziel der Royal Air Force

verursacht worden sind?

(Gestaltung: Andreas Bubrowski)

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