Vor 125 Jahren: Helgoland ist deutsch!

Das Schicksal der Insel in seiner deutschen Geschichte (Teil 1)

Helgoland 1890: kein Hafen, keine Mole

Abb.: Förderverein Museum Helgoland

Nach dem deutsch-englischen Vertrag vom 1. Juli 1890 wurde Helgoland am 10. August 1890 deutsch. Eingetauscht gegen Besitzungen und Handelsrechte auf der Insel Sansibar und dem Wituland. Ob von Schleswig-Gottorp, Dänemark, Großbritannien, dem Kaiserreich oder dem so genannten Dritten Reich, nie wurden die Helgoländer jemals gefragt, ob sie einverstanden waren mit dem, was mit ihrer Insel geschieht.

Die Helgoländer wurden nicht gefragt

Als Prinz Wilhelm hatte Wilhelm II. schon 1872 angemerkt, dass Helgoland eigentlich zum Deutschen Kaiserreich gehören müsse und im Jahre 1884 sandte man inkognito einen Militär zur Insel um herauszufinden, ob sie zum Ausbau einer Festung taugt. Das bemerkenswerte Gutachten schloss mit der Feststellung, dass die Insulaner im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung evakuiert werden müssten. 1890 hatte der Kaiser sein Ziel erreicht.

Begrüßung im Haus des Governeurs

Foto: Franz Schensky

Zum Schutz der Elbe-/Wesermündung und hauptsächlich des neuen Kaiser-Wilhelm-Kanals, des heutigen Nord-Ostseekanals, wurde sofort damit begonnen, Helgoland zu befestigen und einen Kriegshafen zu bauen. Daneben wurden auch viele Verbesserungen für die Insulaner vorangetrieben: Telegraphische Verbindung mit dem Festland, Gründung der Biologischen Anstalt, Nordsee-Museum, Freiwillige Feuerwehr, geänderte Strandungsordnung, Kaiserliches Postamt, Uferschutz, Vogelwarte, Krankenhaus, Kindergarten, Theaterneubau, ein Elektrizitätswerk und die Kanalisation.

Als deutscher Kaiser besuchte Wilhelm II. bis 1914 über 15 Mal die Insel, oft auch mit seiner Familie, um sich über den Fortschritt im Festungsbau zu informieren. Und der war gigantisch. Für einen Kriegshafen wurde Sathurnbrunn aufgespült. Eine große Fläche Felswatt und ein ergiebiger Hummerfanggrund wurde den Helgoländer Fischern einfach genommen. Sie wurden nicht gefragt. Nachdem als erstes die sogenannte Marinemole erbaut wurde, bohrte man von dort einen Tunnel für einen Schrägaufzug zum Oberland, damit die schweren Haubitzen zu ihren Stellungen transportiert werden konnten, dem ehemaligen Kartoffelland auf der Klippe.

Kaiser Wilhelm II. besucht auf Helgoland Kasematten des Militärs

Foto: (Autor unbekannt) Förderverein Museum Helgoland

Viele Flächen auf der Insel wurden so zu militärischem Sperrgebiet erklärt und die Insulaner konnten sich auf ihrer kleinen Insel nicht mehr überall frei bewegen. Rechtzeitig zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 hatte es das deutsche Kaiserreich geschafft, das Eiland in eine Festung zu verwandeln und wie schon vor 1890 angekündigt, verbannte man die Inselbewohner von einem Tag auf den anderen, vom 2. auf den 3. August 1914, von ihrer Insel und evakuiert sie zum Festland nach Hamburg. Sie wurden auch danach nicht gefragt.

1914 war die Mehrzahl der Helgoländer noch britisch geboren, sie waren gerade einmal 24 Jahre deutsch, viele von ihnen hatten die Insel vorher noch nie verlassen und die Ältesten von ihnen sprachen außer ihrem friesischen Helgoländisch kaum Deutsch. Die Verwaltung auf dem Festland war auf diese 2.100 Insulaner überhaupt nicht vorbereitet, nur Albert Ballin, der Direktor der HAPAG, kümmerte sich um die Heimatlosen und gab ihnen zunächst Unterkunft und Verpflegung in den Auswanderungshallen auf der Veddel, bis sie ihre zugewiesenen Quartiere im Umfeld von Hamburg beziehen konnten. Hier harrten sie aus, bis sie nach Kriegsende im November 1918 zwischen dem 6. und 17. Dezember auf ihre Heimatinsel zurückkehren durften.

Helgoland: Torpedoboot-Flotille im Hafen

Foto: Förderverein Museum Helgoland (Autor unbekannt)

Leider erwartete die Heimkehrer nach der Rückkehr eine böse Überraschung. Sie fanden viele ihrer Häuser und Wohnungen verdreckt, verwüstet und geplündert vor. Nicht feindliche Soldaten waren dafür verantwortlich, sondern die eigenen neuen Landsleute, die als Militär in den vier Kriegsjahren die Insel verteidigen sollten, hatten hier gehaust (Fortsetzung folgt). ERICH-NUMMEL KRÜSS

(Gestaltung: Andreas Bubrowski)

Artikel zur Serie

  1. Vor 125 Jahren: Helgoland ist deutsch! (28.09.2015)
  2. Helgoland nach 1918: Insel wird als Seebad immer beliebter (17.10.2015)
  3. Nach Kriegsende: Helgoland – vogelfrei (13.12.2015)
  4. Wiederaufbau (20.02.2016)
  5. Wiederaufbau abgeschlossen (25.03.2016)
  6. Erste Baßtölpel am Klippenrand (09.04.2016)
  7. Neue Wege mit Windkraft und im Inselverkehr (01.05.2016)

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