Helgoland nach 1918: Insel wird als Seebad immer beliebter

Serie: Vor 125 Jahren – Helgoland ist deutsch! (Teil 2)

Helgoland zwischen den Weltkriegen. Foto: Franz Schensky

Helgoland zwischen den Weltkriegen. Foto: Franz Schensky

Nach der Rückkehr 1918 wurde die Insel als Seebad immer beliebter. Der Seebäderverkehr mit Helgoand weitete sich immer mehr aus. Milionen Gäste besuchten die Insel bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Bedrohlich waffenstarrender
Vorposten gen Großbritannien

Gemäß Versailler Vertrag wurde ab 1920 begonnen, die Festungswerke zu schleifen und die militärischen Hafenanlagen unbrauchbar zu machen. Unzureichende Kontrolle der Siegermächte ließ aber zu, dass die deutsche Marineleitung diese Maßnahme auf ein Mindestmaß beschränken konnte. Zur großen Freude des nach 1933 militärisch wieder aufrüstenden sogenannten Dritten Reichs. Die Naziregierung konnte den Helgoländer Nachlass Kaiser Wilhelms II. problemlos für ihre großtuerischen Vision, Helgoland zur Festung und zum „in der Welt größten eisfreien Kriegshafen“ auszubauen, ausnutzen. Und wieder wurde den Hummerfischern Fanggebiete wie Nathurnbrunn, Wittekliff, Ohlheowbru und Kalverdans ohne Zustimmung genommen, um eine großflächige Landgewinnung zu erreichen.

Die Insel wurde weiter befestigt, ein U-Bootbunker wurde gebaut, so dass Helgoland während des Zweiten Weltkrieges als ein bedrohlich waffenstarrender Vorposten gen Großbritannien erschien. Das hatte zur Folge, dass die Insel schon ab dem ersten Kriegswochenende in unregelmäßigen Abständen von kleineren und mittleren Luftangriffen der Royal Air Force (RAF) heimgesucht wurde. Als Bollwerk gegen England war Helgoland deshalb wenig erfolgreich, wurde aber zu einer äußerst wichtigen Funktion, nachdem die feindlichen Einflüge mit den Terrorangriffen auf die deutschen Städte begannen. Die Position der Insel ermöglichte ein Frühwarnsystem für die betroffenen Ziele. Möglich, dass die viel zu hohe Zahl der zivilen Bombentoten dadurch etwas geringer ausfiel.

Am 1944 wurde die Hälfte des Unterlandes und ein Teil des Oberlandes durch einen Großangriff alliierter Bomber zerstört. Da es inzwischen bombensichere Luftschutzbunker gab, waren die zivilen Opfer gering, aber viele Insulaner hatten all ihr Hab und Gut verloren und wurden von ihren Mitbewohnern aufgenommen und versorgt. Doch am 18. April 1945 schlug das Schicksal noch sehr viel härter zu. Fast 1.000 Maschinen der RAF belegten die Insel pausenlos eine Stunde und 55 Minuten lang mit Tonnen von Sprengbomben und legten sie sprichwörtlich in Schutt und Asche. Die gesamte Bevölkerung durchlebte in den Schutzbunkern fürchterliche Angst und Schrecken, und dieses Grauen wiederholte sich am folgenden Tag nochmals, als die RAF einen zweiten Angriff unternahm. Diese Attacke besorgte den Rest. Danach wurde Helgoland für die Bevölkerung unbewohnbar und musste evakuiert werden.

Wieder einmal mussten die Insulaner ihre Heimat aufgeben, die Älteren nun schon das zweite Mal. Und auch dieses Mal durfte nur jeder so viel mit sich führen, wie er tragen konnte. Nach zwei Bunkernächten auf ihren zugewiesenen Sitzplätzen wurde die Bevölkerung mit dem Marineversorger „Düsseldorf“ aus dem Nordosthafen mit dem Bäderdampfer „Kehrwieder“ und weiteren Schiffen aus dem Südhafen zum Festland transportiert. In Brunsbüttel und in Schulau wurden sie an Land gesetzt, nachdem sie auf diesem Transport auch noch von feindlichen Flugzeugen angegriffen wurden. Verteilt wurden sie zunächst auf Dörfer im Kreis Pinneberg, teilten nun also das Schicksal mit den vielen Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten. ERICH-NUMMEL KRÜSS (wird fortgesetzt)

(Gestaltung: Andreas Bubrowski)

Artikel zur Serie

  1. Vor 125 Jahren: Helgoland ist deutsch! (28.09.2015)
  2. Helgoland nach 1918: Insel wird als Seebad immer beliebter (17.10.2015)
  3. Nach Kriegsende: Helgoland – vogelfrei (13.12.2015)
  4. Wiederaufbau (20.02.2016)
  5. Wiederaufbau abgeschlossen (25.03.2016)
  6. Erste Baßtölpel am Klippenrand (09.04.2016)
  7. Neue Wege mit Windkraft und im Inselverkehr (01.05.2016)

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